Abwehrkräfte stärken - Haltung, Fütterung und Bewegung im Winter

Winter ist Erkältungszeit – bei Menschen wie bei Pferden. Obwohl Pferde grundsätzlich sehr robust gegen äußere Umwelteinflüsse sind, können Haltung, Bewegung und Fütterung das Risiko für eine Erkrankung immens steigern.

Immunsystem

Das Immunsystem bei einem gesunden Pferd sollte ohne Probleme in der Lage sein, den Organismus gegen äußere Umwelteinflüsse, Bakterien und Viren sicher abzuschirmen. Das Immunsystem und der gesamte Organismus sind aber so komplex, dass das Pferd immer ganzheitlich betrachtet werden muss.

- Haltung

Zu den Grundsteinen eines gesunden Pferdes zählt neben Fütterung und Bewegung auch die Haltung. Besonders im Winter, wenn die meisten Pferde nicht in den Genuss des täglichen Koppelgangs kommen, gibt es einiges zu beachten. So sollte eine Möglichkeit geschaffen werden, dass sich die Pferde auch im Winter frei bewegen können und den Großteil des Tages an der frischen Luft stehen – befestigte Paddocks oder Winterkoppeln eignen sich dafür ideal. Durch die frische Luft, freie Bewegung und den Sozialkontakt zu anderen Pferden wird nicht nur der Stoffwechsel angeregt, sondern auch das Wohlbefinden des Pferdes gesteigert, was sich direkt auf die Gesundheit oder die Anfälligkeit gegenüber Viren und Bakterien auswirken kann. Auch das Klima im Stall sollte möglichst dem Außenklima entsprechen. So empfiehlt es sich, den Stall regelmäßig zu lüften und die Fenster an den Boxen geöffnet zu lassen. Beheizte Tränken verhindern hierbei das Einfrieren des Wassers. Die Staubentwicklung ist im Winter meist stärker als im Sommer, da viele Reiter und Pferdehalter nach drinnen ausweichen, um zu putzen. Auch der aufgewirbelte Staub durch das Schieben von Heu, Stroh, dem Fegen oder auch dem Fahren der Halle belastet die Atemwege der Pferde zusätzlich. Neben der frischen Luft spielt auch das Licht eine entscheidende Rolle zum Aufbau einer gesunden Immunabwehr. Der Organismus braucht für einen intakten Stoffwechsel ausreichend Licht – so können auch einige Vitamine ohne entsprechendes Licht nicht aufgenommen werden (Vitamin D). Die Boxenzeit sollte im Winter im besten Fall so kurz wie möglich gehalten werden. Auch Regen und Schnee stärken das Immunsystem und machen es resistenter gegenüber Umwelteinflüsse. Geschorene Pferde sollten natürlich eingedeckt werden. Während der Zeit in der Box sollte Zugluft allerdings vermieden werden. Also lieber alles auf, als nur ein Fenster und eine Tür.

  

- Bewegung

Gerade die Atemwegserkrankungen nehmen im Winter rapide zu. Ursachen sind meistens schlechte Futterqualität, Staub und zu wenig Bewegung. Das Pferd ist ein Bewegungstier und benötigt zur Gesunderhaltung ausreichend Bewegung. Zweimal die Woche in der Halle reiten reichen mit Nichten aus.  Viel mehr kommt es auf die freie Bewegung draußen in der Herde oder auf das Ausreiten an. Nur so werden die Lungenflügel ganz belastet und das Pferd kann wortwörtlich tief durchatmen. Das ist entscheidend, damit sich abgelagerter Staub lösen kann. So beobachtet man im Winter häufig, dass Pferde zu Beginn der Arbeit abhusten. Kommt dabei kein Schleim heraus, ist das nur ein Zeichen, dass sich der Staub aus den Atemwegen löst. So empfiehlt sich durchaus regelmäßiges Galoppieren an der frischen Luft – das Wohlbefinden und die Abwehrkräfte werden gesteigert, die Lunge gestärkt. Da das Wetter im Winter meistens nicht so spielt, wie man es gerne hätte, ist auch eine entsprechende Abwechslung im Training und beim Bewegen wichtig. Wie heißt es so schön: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Durch die Bewegung wird unter anderem auch der Stoffwechsel angekurbelt.

 

- Fütterung

Auch das Futter und die Futterqualität spielen eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Gesunderhaltung des Pferdes: beim Krippenfutter genauso wie beim Raufutter. Und genau beim Raufutter liegt meistens auch das Problem. Das Heu und Stroh wurde schon eine ganze Zeit gelagert und bis zum nächsten Schnitt ist es auch noch eine Weile hin. Je länger Raufutter gelagert wird, umso schlechter wird im Umkehrschluss auch die Qualität: es verliert an Nährstoffen und wird staubiger. Bei Pilz- oder Schimmelbefall sollten die betroffenen Ballen umgehend entsorgt werden, da die Sporen dem Pferd erheblich schaden können. Viele Labore bieten bereits recht günstig Heu- und Strohanalysen an. Wenn man sich in der Gemeinschaft zusammen tut, kann man also auf Nummer sicher gehen. Da das frische Gras der Weide wegfällt, sollte die Raufutterration entsprechend angepasst werden. Damit die Verdauung gut funktioniert, ist das Pferd auf ausreichend Raufutter angewiesen. Aber auch das Krippenfutter sollte auf Qualität geprüft werden. Die Menge und die Zusammensetzung sind an den Bedarf des Pferdes anzupassen. Da das Pferd durch fehlendes Gras weniger Vitamine aufnimmt, empfiehlt sich eine Anpassung des Mineralfutters. Besonders viele Pferde haben Probleme damit, Zink zu verstoffwechsels und weisen dementsprechend eine Mangel auf. Und gerade Zink als Immunmineral ist besonders entscheidend für ein intaktes Immunsystem. Gegebenenfalls sollte ein Blutbild erstellt werden, um zu überprüfen, wie gut das Pferd versorgt ist oder ob es an etwas mangelt. Dann  kann gezielt dagegen gesteuert werden. Zur Stärkung von Abwehrkräften, des Verdauungstrakts und der Atemwege werden bereits viele Kräutermischungen angeboten, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können. Dabei können die Kräuter entweder unter das Krippenfutter oder in Mash gemischt werden. Für mäkelige Pferde gibt es spezielle Präparate bereits in Pelletform. Aber auch hier gilt es, achtsam zu sein: Eine Überversorgung kann ebenso schädlich sein, wie eine Unterversorgung. Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft das Wasser. Auch bei eisigen Temperaturen haben Pferde einen enormen Wasserbedarf. So sollte täglich überprüft werden, ob das Wasser auf Paddock, Winterkoppel und in der Box weder vereist noch verunreinigt ist.