Brandschutzvorkehrungen
Die wohl schlimmste Vorstellung aller Betreiber und Pferdebesitzer: Ein Brand im heimischen Stall. Ein Kurzschluss, frisch eingefahrenes Heu oder der vergessene Wasserkocher von der Mash-Zubereitung – es sind gerade die Kleinigkeiten, die das Risiko enorm erhöhen.
Prävention ist das A und O
Abends schnell das Heu für morgens vor die Boxen parat legen? Was einerseits ein Zeitersparnis darstellt, bietet einem entfachten Feuer andererseits einen Ausbreitungsweg entlang der gesamten Stallgasse. Die Angst vor einem Feuer im Stall ist wohl die größte, birgt sie letztlich auch das höchste Risiko für Mensch und Tier. Gerade landwirtschaftliche Betriebe sind aufgrund ihrer Brandlast besonders gefährdet. Oftmals gehen Brände einher mit hohen Schadensummen, wenn nicht sogar die Existenz eines Betriebes insgesamt gefährdet ist. Grundsätzlich sollte jeder Betrieb ausreichend gegen Feuer- und Brandschäden versichert sein. Die Brandlast ist aufgrund von eingelagerten Futtermitteln und Einstreu besonders hoch. Brandlast bezeichnet die erzeugte Wärme bei Verbrennung bestimmter Materialien. Dies wiederum stellt die Grundlage für etwaige Brandschutzmaßnahmen dar und sollte Ausgangspunkt für Vorkehrungen sein.
- Sauberkeit und Ordnung
Regelmäßiges Fegen, Aufräumen und Ordnung bei der Aufbewahrung von Futtermitteln und Einstreu können eine beschleunigte Ausbreitung eines Brandes hemmen. Dazu gehört auch, dass das Heu für die Morgenfütterung eben nicht bereits abends vor den Boxen platziert wird. Im Falle eines Feuers entsteht so ein regelrechter Brandweg und das Feuer kann sich schneller entlang der gesamten Stallgasse ausbreiten. Gleiches gilt für Verwehungen von Heu, Stroh oder Späne. Mehrmaliges Fegen am Tag erhöht also nicht nur die positive Wirkung auf Besucher und Einsteller, sondern trägt auch nachhaltig zur Sicherheit bei.
- Brennbare Materialien
Öle, Treibstoffe, Batterien, Schmierstoffe, Farben und Lacke sollten immer in geeigneten feuerfesten Schränken aufbewahrt werden. Im besten Fall auch abseits von unmittelbaren Zündquellen und Maschinen.
- Maschinen, Kleingeräte und Leuchtmittel
Fahrzeuge und Maschinen mit Verbrennungsmotor sollten abseits von Heu und Stroh geparkt und regelmäßig gewartet werden. Auch Hufschmiedearbeiten oder andere Arbeiten, bei denen Funken entstehen, sollten nur in entsprechenden Bereichen erfolgen. Elektrische Anlagen müssen von Fachkräften gewartet und installiert werden. Gerade auch Kaffeemaschinen oder Wasserkocher bergen ein hohes Risiko, wenn sie zum Beispiel zu voll gefüllt werden und dadurch überkochen. Der Check sämtlicher Elektrogeräte und Leitungen muss theoretisch verpflichtend alle zwei Jahre durchgeführt werden – dazu zählen unbedingt auch Kleingeräte.
- Lagerung
Gerade frisch eingelagertes Heu birgt ein enormes Brandrisiko. Es hat eine sehr schlechte Wärmeleitfähigkeit. Dadurch können schnell so hohe Temperaturen entstehen, dass sich das Heu selbst entzündet. Entscheidend ist die Luftzirkulation zwischen den Ballen. Es sollten ca. drei Zentmeter Platz zwischen den einzelnen Ballenstapeln gelassen werden, außerdem empfiehlt es sich, Heu und Stroh nicht direkt auf dem Boden zu lagern, damit auch von unten die Zirkulation der Luft gewährleistet ist. Bei frisch eingelagertem Heu sollte in regelmäßigen Abständen Temperatur und Feuchtigkeit gemessen werden. Die Feuerwehr empfiehlt in den ersten zwei Wochen tägliche Messungen, ab der dritten Woche jeden zweiten Tag, ab Woche vier bis fünf zweimal pro Woche und ab Woche sechs nach der Einlagerung einmal pro Woche. Quaderballen sind wegen des höheren Pressdrucks gefährdeter als Rundballen und sollten kritischer begutachtet werden. Erreichen die Ballen eine Temperatur zwischen 45 und 60 Grad, sollten diese alle sechs Stunden kontrolliert werden, ab 60 Grad sollte umgehend die Feuerwehr benachrichtigt werden, ab 70 Grad besteht akute Brandgefahr.
- Löschwasser
Bei einem Löschangriff muss mit ca. 4000-5000 Litern Wasser pro Minute gerechnet werden. Das muss natürlich erst mal zur Verfügung stehen: Sich nur auf natürliche Wasserquellen zu verlassen, kann gerade im Hochsommer oder nach langen Dürreperioden fatal sein. Die Feuerwehr kann das Löschwasserreservoir überprüfen bzw. abwägen, mit wie viel Wasser im Falle eines Feuers gerechnet werden muss, um die entsprechende Löschleistung erbringen zu können.
- Prävention
Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört, dass die ansässige Feuerwehr mit eingebunden wird. Gerade Zufahrtswege sollten besprochen und abgeklärt werden, damit im Notfall keine Zeit verloren geht. Ab 50 Metern Entfernung zum öffentlichen Verkehrsraum ist eine Feuerwehrzufahrt sogar erforderlich. Diese sollte 3 m breit und 3,5 m hoch, damit auch größere Rettungsfahrzeuge Zugang zum Betrieb haben. In den meisten ländlichen Regionen sind die Feuerwehren zwar freiwillig organisiert, befürworten es aber, beim Brandschutz eingebunden zu werden. Dazu gehören Ortsbegehungen, das Sicherstellen von Löschwasser und sogar das Durchführen von Übungseinsätzen. Dazu sollte der Betreiber die ungefähre Anzahl an Tieren und anwesenden Personen zu Tages- und Nachtzeit benennen können. Ebenfalls sind Zuwege zu Personalwohnungen, die häufig direkt am oder über dem Stall angeschlossen und von außen nicht sichtbar sind. Auch das Begutachten von Evakuierungsflächen ist wichtig, damit allen beteiligten Personen klar ist, wohin panische Pferde hingebracht werden können.
- Zugang zum Stall
Für den Ernstfall muss die ortsansässige Polizei wissen, wie sie Zugang zum Betrieb und den Stallungen erhalten. Ein Schlüssen sollte deshalb immer bei der Feuerwehr deponiert oder zumindest sichergestellt werden, dass der Betrieb im Notfall auch ohne den Betreiber erreicht werden kann.
- Üben für den Notfall
Ein Brand stellt immer eine enorm stressige Ausnahmesituation dar. Damit im Ernstfall alles reibungslos funktioniert, sollte dieser aber auch regelmäßig geübt werden. Vor allem die Tatsache, dass viele Pensionsställe eine hohe Fluktuation hinsichtlich der Einsteller haben, zahlt sich regelmäßiges Üben aus.