Der Sinn vom Aufgabenreiten
„Nur für Turnierreiter“ – schon lange nicht mehr! Das Reiten von Aufgaben – ob gelesen oder auswendig – eignet sich als Überprüfung, Übung und Training des eigenen Reitens – egal ob mit oder ohne Turnierambitionen.
- Warum Aufgabenreiten?
Reiter mit Turnierambitionen sollten in Vorbereitung auf die jeweiligen Prüfungen die Aufgaben natürlich kennen und bereits verinnerlicht haben. Insgesamt bietet das Reiten von festgelegten Aufgaben aber auch einen Anreiz dafür, bewusst auf den Punkt zu reiten. Dabei zeigt sich am besten der Ist-Zustand von Pferd und Reiter, also der Stand innerhalb der Skala der Ausbildung. Beim eigenständigen Reiten neigt der Reiter dazu, Lektionen immer erst dann zu reiten, wenn ihm die Zeit dafür gut erscheint. Prinzipiell natürlich der richtige Ansatz, verschleiert auf der anderen Seite aber den Ausbildungsstand, wenn man immer nur dann eine Lektion beginnt, wenn das Pferd zu 100% bei einem und losgelassen ist. Da kann es schon Runde um Runde dauern, bis das Gefühl zum besten Zeitpunkt gekommen ist. Das Reiten von Aufgaben kann die tatsächlichen Schwachstellen offenbaren und zeigen, woran vermehrt gearbeitet werden sollte. Als Variante kann die Aufgabe vorher auswendig gelernt werden oder aber man reitet mit Vorleser bzw. Ansager. Es müssen letztlich keine tatsächlich existierenden Aufgaben sein. Es geht mehr um eine Abfolge an Lektionen, die auf den Punkt geritten werden sollten. Die Überprüfung kann dabei durch eine zweite Person erfolgen oder aber der Ritt wird mit Kamera aufgezeichnet und später analysiert.
- Eigenständiges Reiten vs. Unterricht
Ein großer Leistungsunterschied zeigt sich oftmals beim Unterricht und beim selbstständigen Reiten. Beim Unterricht wird man zu stark an die Hand genommen und es werden häufig zu konkrete Anweisungen erteilt. Das hilft vielleicht für diese eine Trainingsstunde, in der häufig auch vieles funktioniert, nachreiten lässt sich eine Unterrichtseinheit aber in den wenigsten Fällen. Deshalb sollte man selbst als Reiter aktiv werden und im Unterricht mehr Eigenständigkeit einfordern, damit der Ausbilder auch sieht, wie man selbst an ein Problem, an eine Aufgabe herangeht. Nur dann können Tipps gegeben werden, die man tatsächlich mit nach Hause nehmen kann. Unangeleitet tun sich viele Reiter schwer damit, auf den Punkt und wirklich fokussiert zu reiten. Viele Reiter neigen ja dazu, zuhause nur die Lektionen zu reiten, die wirklich gelingen. Mit dem Reiten von Aufgaben wird das umgangen. Dann gilt aber auch: Auch wenn etwas nicht klappt, sollte die Aufgabe zu Ende geritten werden – Problemsuche folgt später. Nur dann offenbaren sich auch einem selbst – unabhängig vom Unterricht – die Schwachpunkte.
- Abwechslung an erster Stelle
Gerade die Hallenzeit zeigt die Planlosigkeit vieler Reiter. Da wird immer dasselbe Schema des Reitens abgespielt, was unweigerlich zu Frust und Langeweile auf Seiten des Pferdes führt. Selbst dabei können Aufgaben einen wichtigen Beitrag leisten, da sie dem Reiter überhaupt erst mal Ideen für das eigene Reiten liefern. So kann man sich bewusst eine Aufgabe herauspicken und an diesen Lektionen und der Abfolge üben – dadurch wird der Endlosspirale entgangen.