Exterieur und Pferdetypen
Das Exterieur stellt sowohl Limit als auch Möglichkeit der Bewegungen eines Pferdes dar. Jedes Pferd sollte also entsprechend seiner Möglichkeiten trainiert werden. Dabei kann der Fokus im Reiten je nach Exterieur unterschiedlich wichtig sein.
- Pferdetypen
Die moderne Sportpferdezucht und die Merkmale und Zuchtziele vieler Rassen nehmen entscheidenden Einfluss auf die Bewegungsabläufe. Grundsätzlich wird in verschiedene Exterieurtypen unterteilt, die jeweils andere Reit- und Aufbaubedingungen erfordern. Ziel sollte es sein, die Pferde im Gleichgewicht der Muskelketten und im Rahmen des Möglichen zu trainieren. Das Exterieur gibt also nicht nur bedingt die Einsatzmöglichkeiten des Pferdes vor, es verrät auch, wie das Pferd gehalten und geritten wird. Ein gewisses anatomisches und biomechanisches Basiswissen sollte sich also jeder Reiter aneignen, um sein Pferd bestmöglich und gesunderhaltend reiten zu können. Pferde werden in den Linearen und den Lateralen Typ unterschieden. Der Laterale Typ umfasst Kaltblutrassen, aber auch barocke Pferde wie Andalusier. Die meisten meisten sind allerdings Mischtypen. So gibt es Warmblüter, die eher im lateralen oder im linearen Typ stehen. Pferde, die im linearen Typ stehen, haben meist eine dominante Oberlinie. Man findet sie vor allem in der Vollblutzucht, aber auch in der modernen Dressur- und Springpferdezucht. Diese Pferde weisen lange Beine, eine lange Fesselung und einen langen Rücken auf. Sie sind zum einen für schnellen Galopp ausgelegt, zum anderen aber auch bekannt für besonders schwingende Bewegungsabläufe, wie man sie sich in der Dressur wünscht. Bei diesen Pferden überwiegt der Tonus der Oberlinie, im Training sollten sie folglich bewusst im Rahmen verkürzt werden, um ein Gleichgewicht zwischen Unter- und Oberlinie erzielen zu können. Dagegen stehen Pferde, die im lateralen Typ stehen, eher in einer Quadratform. Diese Pferde weisen kurze Röhren und eine kurze Fesselung auf, sie haben also einen deutlich geringeren Katapulteffekt und von Natur aus einen verkürzten Rahmen. Diese Pferde haben einen dominanten Muskeltonus der Unterlinie. Der Hals wird von Natur aus aufgerichteter getragen, was sich wiederum auf die Vorführphase auswirkt: Sie bewegen sich mit weniger Raumgewinn. Durch die Gegebenheiten können diese Pferde zwar einfacher versammelt werden, dafür liegt ihre Schwäche in den Verstärkungen und der Rahmenerweiterung. Versammelnde und rahmenerweiternde Arbeit sollten sich immer in Waage halten. Das Spiel mit dem Rahmen und folglich mit den Muskelketten ist für jedes Pferd gesund, allerdings immer nur im Rahmen der körperlichen Möglichkeiten.
- Exterieurmängel
Exterieurmängel werden in veränderbare Strukturen und feste Strukturen unterteilt. Veränderbare Strukturen meinen in erster Linie Muskelketten, die durch entsprechendes Training bewusst verändert werden können. Dabei stehen knöcherne Strukturen und weiche Strukturen in direktem Zusammenhang. Gezieltes Muskeltraining kann sich also durchaus auf die Stellung eines Gelenkes auswirken. Im Zusammenhang der Rahmenerweiterung ist vor allem der Rücken eines Pferdes entscheidend. Als Ideal wird ein gerader Rücken angesehen: Dorsale und ventrale Muskelketten sind gleichmäßig ausgebildet, der Rumpfträger gut trainiert und die Hinterhand entsprechend gewinkelt. Da die wenigsten Pferde diesem Ideal entsprechen, liegt es am Reiter, die Exterieurmängel durch gezieltes Training zu kompensieren. Entscheidend ist also das Training der dorsalen Kette oberhalb der Wirbelsäule. Bei Pferden mit durchhängender Rückenlinie ist umgangssprachlich von einem Senkrücken die Rede. Dieser entsteht meist dann, wenn die Bauchmuskeln zu schwach ausgebildet sind. Die Gefahr von sich berührenden Dornfortsätzen steigt und das gesunde Tragen des Reitergewichts ist fast nicht möglich. Senkrücken können einerseits natürlich genetisch bedingt sein, andererseits kann aber auch unpassendes Equipment als Auslöser in Betracht gezogen werden.
- Ganzheitliches Training
Die Biomechanik des Pferdes erfordert grundsätzlich ein ganzheitliches Trainingskonzept. Zu einseitiges Reiten verschleißt das Pferd auf Dauer nur und führt zu gesundheitsschädlichen Verschiebung innerhalb der Muskulatur.