Überhitzung bei Pferden - erkennen und vorbeugen

So sehr, wie uns die Hitze bereits zu schaffen macht, umso mehr leiden die Tiere. Wir haben für euch die besten Tipps und Tricks zusammen gesucht, damit ihr mit euren Pferden die Hitzeperiode gut übersteht.

I. Steppentier Pferd – Bye, bye Hitze?

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Pferde durch ihre evolutionsbedingte Vergangenheit als Steppentier optimal an heiße, trockene Witterungsverhältnisse angepasst sind. Natürlich lebten und leben noch heute Rassen in trockenen und heißen Gebieten – sie sind jedoch an das Wetter angepasst und sollten keinesfalls mit Pferden aus unseren Breitengraden verglichen werden. Bei Pferden, die in nördlichen Regionen beheimatet sind, verhält es sich ebenso. Pauschalisierungen sind bei der Frage nach dem Hitzeschutz absolut überflüssig. Grundsätzlich verkraften Pferde Hitze längst nicht so gut, wie wir. Daraus folgt, dass das Hitzeempfinden des Reiters nicht ausschlaggebend für das Training des Pferdes sein darf. Betrachtet man den physiologischen Körperaufbau, erklärt sich auch warum: Pferde haben einen deutlich höheren Anteil von aktiven Muskeln, durch die die innere Körpertemperatur enorm ansteigen kann – schon bei geringer Arbeit. Zwar können sich Pferde durch ihre große Verdunstungsfläche gut abkühlen, in Relation zur Schweißproduktion ist sie dennoch recht klein. Bei den momentanen Witterungen um die 32 Grad schwitzt ein Pferd bei körperlicher Belastung leicht 20 – 30 Liter. Ist die Außentemperatur nun zusätzlich sehr hoch und schwül, entfällt der Kühleffekt durch den Schweiß und das Pferd überhitzt. Bereits 15 Minuten Arbeit können den Pferdekörper auf gesundheitsschädliche Temperaturen ansteigen lassen.

II. Alter, Fellfarbe, Rasse – wer verträgt es besser?

Nicht nur die Gewöhnung an das heiße Wetter spielt bei der Verträglichkeit eine wichtige Rolle. Auch Faktoren, wie das Alter, die Rasse oder der Behang tragen zum Hitzeempfinden bei. Bei direkter Sonneneinstrahlung neigt ein Pferd mit wenig Schopf schneller zu einem Sonnenstich, als ein Pferd mit viel Schopf, da die empfindliche Stirn direkt angestrahlt wird. Auch die Fellfarbe spielt eine entscheidende Rolle: Schwarz zieht die Sonne an – ein Ausspruch, der wohl jedem geläufig ist. Pferde mit dunklem oder gar schwarzem Fell reagieren also besonders empfindlich auf direkte Sonneneinstrahlung. Ebenso verhält es sich mit der Dicke des Fells. Besonders ältere oder kranke Tiere haben meist Probleme mit dem Fellwechsel und können nicht vollständig auf das dünne Sommerfell umsteigen. Auch importierte Pferde aus dem Ausland – zum Beispiel aus Island oder England – vertragen die Hitze nicht so gut, da ihr Organismus auf andere Witterungen eingestellt ist.

 

III. Hitzschlag erkennen und entgegen wirken

Eine Überhitzung des Pferdes sollte niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Leicht behält das Pferd bleibende Schäden zurück oder kann gar an den Folgen sterben. Vor allem Pferde, bei denen das Training dem Wetter nicht angepasst wird, erreichen schnell Temperaturen von bis zu 41 Grad – die Muskeltemperatur kann dann bereits 43 Grad erzielen, was die Beginnende Zersetzung der Proteine bedeutet. Dauert die Überhitzung an und wird nicht schnell genug reagiert, können Organversagen und ein Kreislaufkollaps die Folge sein. Aber nicht nur bei körperlicher Belastung kann das Pferd überhitzen. Schattenlose Weiden und nicht genügend Wasser sind ebenso Gefahrenquellen eines Hitzschlags. In einer solchen Situation ist die Reaktionszeit entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu umgehen – zunächst muss die Überhitzung aber erkannt werden:

  • Das Pferd hat bereits in Ruhe eine deutlich erhöhte Atemfrequenz
  • Nüstern sind sehr geweitet und auch das Maul kann offen stehen
  • Das Pferd wirkt apathisch und steht wackelig
  • Die Körpertemperatur steigt stark an (über 39 Grad)
  • Das Pferd erleidet Schweißausbrüche
  • Festliegen oder Kreislaufkollaps

Ist das Pferd bereits überhitzt, benötigt es schnelle und professionelle Hilfe – das Rufen eines Tierarztes ist unerlässlich, um weitere Schäden zu vermeiden. Das wichtigste ist, dass das Pferd in den Schatten geführt wird und ihm nasse, kühle Handtücher oder Decken über Rücken und Hals gehängt werden. Wasser sollte niemals eiskalt, sondern immer temperiert gereicht werden. Liegt das Pferd auf Grund eines Kreislaufkollaps bereits am Boden, sollten weder Wasser, noch Futter gereicht werden – der Schluckreflex könnte bereits beeinträchtigt sein. Zusätzliches Wedeln mit Frischluft kann ein Sinken der Körpertemperatur begünstigen.

 

IV. Besser vorbeugen

Um Folgeschäden einer Überhitzung zu vermeiden, ist die richtige Prophylaxe der beste Weg:

  • Für ausreichend Wasser sorgen (bei heißen Temperaturen trinkt ein Pferd bis zu 50 Liter)
  • Pferde eventuell über die Mittagssonne rein stellen
  • Pferde eventuell über Nacht draußen lassen und tagsüber in den Stall stellen (nur, wenn der Stall tatsächlich kühler ist)
  • Für ausreichend Schatten auf den Weiden sorgen
  • Pferde mit temperiertem Wasser abduschen (bei den Hinterbeinen beginnen)
  • Für ausreichend Elektrolytausgleich sorgen – Mineralfutter oder Salzleckstein
  • Nur in Notfällen transportieren
  • Früh morgens oder spät abends reiten – die Einheiten dem Wetter anpassen