Reitlust statt Winterfrust - Teil 1
Wir haben uns umgehört und für euch die besten Tipps und Tricks zusammen gestellt, wie auch die Arbeit in der dunklen Jahreszeit viel Abwechslung und Spaß bereitet und wie auch ihr den Winter sicher genießen könnt.
I. Abwechslung im Winter
Gerade im Winter stehen die meisten Pferde überwiegend in ihren Boxen. Die Weiden sind zu nass und die Paddocks meistens zu klein, um wirklich ausreichend selbstständige Bewegung für die Pferde zu ermöglichen. Hinzu kommt die früh einsetzende Dunkelheit, die den meisten berufstätigen Reitern auch die Möglichkeit zu einem Ausritt nimmt – Regen, Schnee und Sturm tun ihr Übriges. Durch die überwiegende Stallhaltung und die wenigen Alternativen, kommt bei Pferd und Reiter schnell Langeweile auf. Spätestens nach einer Woche reiner Dressurarbeit in der Halle sind nicht nur die Pferde unmotiviert, auch den Reitern vergeht schnell der Lust an dem Hobby.
II. Frische Luft und viel Energie
Auch im Winter sollte den Pferden so viel frische Luft, wie möglich geboten werden. Sei das Paddock auch noch so klein: Luft und Licht sind wichtig für die Gesunderhaltung der Pferde. Zumal das Training im Winter hauptsächlich in der Halle stattfindet, sollte jede Gelegenheit genutzt werden, das Pferd an der frischen Luft zu bewegen, um zwischendurch richtig ‚durchatmen‘ zu können. Das unterstützt zusätzlich das Immunsystem und schützt das Pferd vor Entzündungen der Atemwege, die leicht durch übermäßigen Staub hervorgerufen werden können.
Gerade bei frostigen Temperaturen muss darauf geachtet werden, dass den Pferden ausreichend Wasser zur Verfügung steht – der Flüssigkeitsbedarf ändert sich im Winter nicht. Gerade bei kälteren Temperaturen scheinen die Pferde vermehrt Energie zu haben und äußern ihre Lauffreude nicht selten durch Bocksprünge oder wilde Tobereien. Solche Energiebündel sollten vor dem Gang auf das Paddock oder die Weide ein wenig bewegt werden, um überschüssige Energie abzubauen. Gerade bei unebenem und gefrorenem Boden steigt die Verletzungsgefahr rapide an. Das gleiche gilt für die Bewegung unterm Sattel: Im Winter braucht der Bewegungsapparat länger, um auf Betriebstemperatur zu sein. Rechnet also ausreichend Zeit zum Warmreiten ein. Das muss keinesfalls langweilig sein, da auch im Schritt viele Lektionen geritten werden können.
III. Gefrorener Reitplatz – was nun?
Gerade in Ställen, an denen keine Reithalle angeschlossen ist, gestaltet sich die Bewegung der Pferde deutlich schwieriger. Bei Frost sind viele Plätze nicht mehr ohne Risiko zu nutzen, da die Löcher der Hufe zu gefährlichen Stolperfallen werden können. Deshalb ist die richtige Vorbereitung entscheidend: Der Reitplatz sollte in regelmäßigen Abständen – und vor allem vor einsetzendem Frost (der Wetterbericht ist hilfreich) – gründlich abgezogen werden. Sind alle Trittspuren ebenerdig und auch die Pfützen abgelaufen, kann der Platz ohne Probleme genutzt werden. Dennoch gilt auch hier: Achtsam und vorsichtiger reiten, denn der Boden federt das Gewicht des Pferdes nicht mehr so gut ab. Um ein Einfrieren des Platzes von vornherein zu verhindern, kann spezielles Magnesiumchlorid in den Boden eingearbeitet werden, der ihn bis zu -10 Grad frostfrei halten kann. Auch das Untermischen von Hackschnitzeln, Teppich- oder Fließresten ermöglicht im Winter eine bessere Bodenqualität.
IV. Schneeritt
Was gibt es schöneres, als einen langen Ausritt im frisch gefallenen Pulverschnee? Leider sind die Winter hauptsächlich durch Matsch und Regen geprägt, fällt aber doch einmal ausreichend Schnee, gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten, um die Winteridylle nicht zu gefährden:
Regen und Matsch erfordern bereits eine gewisse Achtsamkeit des Reiters, da das Pferd schnell ins Rutschen kommen kann. Bei Schnee und Frost erhöht sich das Risiko von Unfällen zusätzlich noch. Spezielle Grips in den Hufeisen verhindern ein ‚Aufstollen‘ des Schnees unter dem Pferdehuf. Diese Maßnahme kostet nur ein paar Euro mehr, ist aber essentiell für einen ungetrübten Winterritt. Bei Barhufern kann die Hufsohle zusätzlich noch dick mit Huffett eingestrichen werden. Gerade unter einer dichten Schneedecke können Steine, Äste und andere Unebenheiten leicht übersehen werden, reitet deshalb immer auf euch bekannten Wegen und nur über Wiesen, von denen ihr genau wisst, wie sie beschaffen sind. Ein vermehrtes Rutschen der Pferde kann vermieden werden, wenn Stollen in die Hufeisen eingeschraubt oder direkt spezielle Stifte beim Beschlag angeschweißt werden. Diese nennen sich ‚Vidia-Stifte‘ und geben durch die geringe Größe dennoch besseren Halt im Gelände. Wie schon oben beschrieben, verspüren die meisten Pferde gerade bei niedrigen Temperaturen ein enormes Laufbedürfnis, Schnee verstärkt diesen Energieüberschuss bei den meisten Pferden noch zusätzlich. Um die Gefahr eines ungewollten Durchgehens auf gefrorenem Boden zu minimieren, sollten die Pferde vorab auf dem Platz oder der Halle bewegt werden, bis sich die angestaute Energie abgebaut hat.
V. Abwechslung in der Halle
Falls das Wetter doch zu schlecht sein sollte oder auf Grund der früh einsetzenden Dunkelheit, ist die richtige Abwechslung das A&O, um das Pferd nicht zu langweilen. Eine schöne Alternative stellt zum Beispiel das Erlernen von Zirkuslektionen dar. Das ist eine ganz neue Herausforderung, die Pferd und Mensch Spaß bereitet und zudem auch die Vertrauensbasis stärkt. Auch ein gewisses ‚Anti-Schreck-Training‘ bringt viel Abwechslung in euren Alltag. Dafür benötigt ihr nicht mal extra Equipment: Regenschirme, Plastikplanen, bunte Bänder und Stangen reichen für den Anfang vollkommen aus und können auf vielfältige Art und Weise eingesetzt werden.
Das Pferd muss bei den neuen Aufgaben intensiver nachdenken und lernt dabei gleichzeitig, die Schreckgespenster zu überwinden. Ein Regenschirm aus der Ferne wirkt längst nicht so erschreckend, wie aus der Nähe, noch dazu, wenn er auf- und zu geklappt wird. Mit der Plane kann auf vielfältige Art und Weise gearbeitet werden: Darüber laufen, auflegen, einwickeln – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur: Das Pferd bestimmt die Geschwindigkeit. Gebt ihnen also die nötige Zeit, um sich an die neuen Gegenstände gewöhnen zu können. Stangen können entweder zu einem ‚L‘ oder in einer Reihe auf unterschiedliche Höhen gelegt werden. Hierbei muss sich das Pferd besonders anstrengen und nachdenken, um nicht gegen eine der Stangen zu stoßen. Ganz wichtig bei der Arbeit sind das Loben und die Geduld, die ihr mit bringen müsst. Unterschätzt nicht die Anstrengung, die solche „Denkaufgaben“ für eure Pferde bedeuten. Letztlich geht es um den Spaß an der Sache und die Abwechslung für Pferd und Reiter. Ein anschließender Spaziergang sorgt für die nötige Entspannung.