Abwechslung im Gelände - Dressurarbeit mal anders

Wir zeigen euch, wie ihr das Gelände optimal nutzen könnt, um eurem Pferd die Entspannung draußen zu ermöglichen und es gleichzeitig zu gymnastizieren.

I. Gymnastizierende Arbeit ist essentiell für jedes Reitpferd

Die Tage werden länger und vor allem auch bedeutend wärmer. Da vergeht manch einem schon die Lust auf konsequentes Training in der Halle oder auf dem Platz. Gerade das Wetter lädt zum Ausritt im Gelände ein, doch auch hier können kurze Dressureinheiten geübt und gefestigt werden. Gerade konditionell bietet sich das Training im Gelände an: Waldwege, Flüsse, vereinzelte Bäume oder Büsche eignen sich bestens für eine abwechslungsreiche Einheit. 

Sehnen, Bänder und Muskeln werden behutsam gedehnt beim gymnastizierten Arbeiten und bleiben so aktiv und geschmeidig, um das Reitergewicht gesund tragen zu können. Gewöhnlich werden gerade Dressurlektionen in erster Linie auf dem Viereck geübt, aber Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung können ebenso gut im Gelände erarbeitet bzw. gefestigt werden. Das Geländetraining überzeugt vor allem durch seine Vielzahl an Möglichkeiten. Beinahe jeder Weg, Berg, Baum oder Fluss können sich positiv auf die Gymnastizierung des Pferdes auswirken. Dazu bietet das Gelände eine willkommene Abwechslung – das Pferd ist motivierter und meist konzentrierter bei der Sache. Hierbei kommt es natürlich auch auf den Charakter des Pferdes an: Lässt es sich leicht ablenken oder ist es schreckhaft? Dann eignet sich der Geländeritt wohl besser nur als Entspannungseinheit. Gerade im Sommer kann man auf Waldwegen der Hitze besonders gut entgehen und sein Pferd dennoch in kurzen Reprisen arbeiten. Die oberste Priorität ist im Gelände aber immer noch die Entspannung: Ausreichend Ruhe- und Schrittpausen sind wichtig für das Wohlbefinden und den Spaß am Ausreiten.

- Stellen und Biegen

Eines der wichtigsten Kriterien für ein gymnastiziertes Pferd ist die korrekte und geschmeidige Stellung und Biegung. Im Gelände eignen sich dafür vereinzelt stehende Büsche oder Bäume besonders gut. Diese kann der Reiter im Schritt, Trab oder auch Galopp umrunden und dabei den Fokus auf die korrekte Stellung und Biegung richten. Etwa wie bei einer Volte oder einem Zirkel. Der Baum bzw. Busch markiert hierbei den Mittelpunkt des Kreises. Steht das Pferd gut an den Hilfen und lässt sich im Hals fallen, kann der Reiter beginnen den Kreis zu vergrößern und wieder zu verkleinern. Auch ein Richtungswechsel in Form eines ‚S‘ bringt Abwechslung in das Training. Ein paar Runden genügen bereits und man kann seine Runde entspannt fortsetzen.

- Vor- und zurück

Wenn manche Pferde im Gelände dazu neigen heiß zu werden und sich schlechter kontrollieren lassen, eignen sich vor allem lange Wald- oder Feldwege optimal zum Training. Erstes Ziel sollte hierbei die Kontrolle des Pferdes und die Erhaltung des Takts sein. Je länger der Weg ist, desto besser. Zunächst sollte der Weg im Trab abgeritten werden. Hierbei ist es wichtig, dass der Reiter seinen eigenen Rhythmus findet und das Pferd nicht stört. Spätestens nach zwei Kilometern Strecke wird wohl auch das übermütigste Pferd etwas ruhiger und der Reiter kann beginnen das Pferd vorsichtig aufzunehmen. Ist das Pferd entspannter und lässt los, kann der Reiter kleine Tempounterschiede einbauen. Besonders durch das Zurückholen und wieder Nach-vorne-schicken muss sich das Pferd vermehrt auf die Hinterhand setzen und mehr Last aufnehmen. Gerade für Pferde, die sich mit dem Dreitakt im Galopp schwierig tun, eignet sich die Geländearbeit besonders gut. Hier fällt es den meisten Pferden leichter vernünftig durchzuspringen, weil weder eine störende Bande im Weg ist, noch der Reiter das Pferd zu sehr einschränken kann. Auch die Rahmenerweiterung lässt sich im Gelände besonders gut trainieren. Einen gymnastizierenden Vorteil bringt diese Arbeit allerdings nur mit sich, wenn das Pferd nicht eiliger, sondern größer im Raumgriff wird.

 

- Hinterhand stärken und Kondition aufbauen

Wenn es an das Konditionstraining auf dem Platz oder der Halle geht, verlieren die meisten Pferde und auch Reiter schnell die Lust an der Arbeit. Der Weg ist mühsam – gerade, wenn sich das Pferd schwer tut, die Hinterhand aktiv mitzunehmen oder wenn es nach längerer Stehzeit wieder aufgebaut werden soll. Da die meisten Pferde im Gelände deutlich motivierter und aktiver sind, eignet sich das Training draußen besonders gut. Hügel oder Berge können wunderbar zur Hinterhandaktivität und zum Aufwölben des Rückens beitragen. Wichtig ist nur, dass der Reiter das Pferd nicht überlastet: Berg hoch und auch Berg runter sind sehr anstrengend und fordern viel Körpereinsatz. Sowohl im Schritt, Trab und Galopp wird die Schubkraft des Pferdes verbessert und die Hinterhand aktiviert. Fortgeschrittene können nun auch am Berg mit Tempowechseln beginnen. Der Reiter sollte hierbei auf seinen ausbalancierten Sitz achten und das Pferd möglichst wenig im Maul stören – das gilt vor allem im bergab Reiten, bei dem sich das Pferd zusätzlich vermehrt ausbalancieren muss.

- Wassertreten zu Pferd

Wer in den Genuss eines Flusses oder Baches in direkter Umgebung zum Stall kommt, sollte diesen auch entsprechend nutzen – besonders im Sommer. Nach anstrengendem Training bietet das fließende Wasser eine schöne Erholung für die beanspruchten Pferdebeine und regt gleichzeitig den Stoffwechsel an. Da viele Pferde auch gerne im Wasser spielen, steigert sich zugleich auch noch das Wohlbefinden – darüber hinaus macht es auch einfach Spaß. Ist der Fluss gut zu erreichen und übersichtlich, können auch entsprechende Abschnitte im Schritt zurück gelegt werden. Wie bei einem Aquatrainer fungiert das Wasser als optimales Aufbau-, Reha- und Welnessprogramm. Das Pferd muss seine Beine höher heben, vermehrt untertreten und sich gleichzeitig zunehmend ausbalancieren. Ist der Untergrund gut ersichtlich und ebenmäßig, können auch kurze Abschnitte im Trab zurück gelegt werden. Beim Training im Wasser ist allerdings nicht das Tempo entscheidend, sondern vielmehr die Regelmäßigkeit.