Zusatzfutter - was braucht mein Pferd wirklich?

Wir geben euch einen groben Überblick, damit ihr die Fütterung eures Pferdes nicht auf die leichte, aber auch nicht auf die schwere Schulter nehmt.

I. Haltung und Nutzung des Pferdes

Schon lange ist die Zeit vorbei, in der Pferde nur Heu, Stroh, Gras und Hafer bekommen haben. Die Futtermittelindustrie hat sich dahingehend spezialisiert, dass der Käufer für beinahe jedes Problem ein passendes Präparat auf dem Markt findet. Kraftfutter, Mischfutter, Müsli, Zusätze und Mineralfutter finden eine große Anzahl Abnehmer, aber was braucht mein Pferd wirklich und was ist bei der Zugabe von Zusatzfutter zu beachten? Der Verdauungstrakt misst immerhin ca. 28 Meter und wirkt sich gesundheitlich auf den gesamten Organismus des Pferdes aus.

Wie in beinahe allen Bereichen des Pferdesports, steht und fällt die korrekte Fütterung mit der Haltung und Nutzung der Pferde. In freier Wildbahn legen die Tiere bei der Suche von Nahrung um die 10 Km pro Tag zurück und nehmen hier und dort Gras, Sträucher, Wurzeln und anderes Essbares auf, wodurch eine Mangelerscheinung beinahe nie auftritt. Die domestizierten Hauspferde hingegen können sich meist nicht selbst entscheiden, wann sie was fressen möchten. Es gibt feste Fütterungszeiten und jedes Pferd bekommt nur das, was wir ihm geben. Umso wichtiger ist die sorgfältige Auswahl der Futtermittel. Der Erhaltungsbedarf des Pferdes, also die Menge Energie, die das Pferd braucht, um weder zu oder abzunehmen, wird in Megajoule (MJ) pro Tag angegeben. Bei diesem Richtwert ist die Haltung wieder ausschlaggebend:

So benötigt ein 600 Kg schwerer Warmblüter in Boxenhaltung nur ca. 65 MJ pro Tag, das gleiche Pferd, was tagsüber allerdings draußen steht, benötigt aber bereits um die 95 MJ. Dieser Erhaltungsbedarf muss natürlich auf Grundlage von der täglichen Arbeit, dem Alter und der Konstitution des Pferdes angepasst werden. Je nach Reitweise, Art und Dauer des Trainings müssen aber noch einige andere Faktoren in der Fütterung beachtet werden: Spurenelemente. Vitamine und Mineralstoffe tragen maßgeblich zur Gesunderhaltung des Pferdes bei.

II. Mineralstoffmangel erkennen

Ein Mineralstoffmangel wird in den seltensten Fällen erst relativ spät entdeckt. Dies liegt zum einen am mangelnden Wissen des Pferdehalters und zum anderen an der Nicht-Beachtung der Fütterungsempfehlung von Müsli und Pellets. Ein ausgewogenes Müsli kann das Pferd zwar in ausreichender Menge mit Spurenelementen und Mineralstoffen versorgen, dafür muss aber auch dem Körpergewicht des Pferdes angepasst gefüttert werden. Eine Fütterungsempfehlung findet sich in den meisten Fällen auf der Rückseite der Futtermittel. Weicht der Pferdehalter nun von der Empfehlung ab und füttert deutlich weniger, ist die Zugabe eines Zusatzfuttermittels ratsam. Aber auch hier gibt es einige Irrtümer, denn nicht jedes Zusatzfutter deckt alle Spurenelemente und Mineralstoffe ab. Am einfachsten ist der Check-Up durch den Tierarzt, der auf Grund einer Blutprobe Rückschlüsse auf die Fütterung ziehen und entsprechende Aussagen darüber treffen kann, was dem Pferd konkret fehlt.

Einige Symptome einer Mangelerscheinung können vorab schon durch den Pferdehalter selbst indiziert werden:

  • stumpfes, glanzloses Fell
  • Schuppen am Mähnenkamm und Schweifrübe
  • Antriebslosigkeit, Mattigkeit
  • erhöhte Nervosität
  • Häufige Infekte
  • Kotwasser
  • verfärbte Schleimhäute
  • nicht intakte Verdauung
  • Hufprobleme
  • Fruchtbarkeitsprobleme
  • Muskelstoffwechselprobleme (Kreuzverschlag etc.)

III. Spurenelemente und Mineralstoffe im Überblick

- Zink

Zink übernimmt eine wichtige Rolle im Fett-, Eiweiß- und Zuckerstoffwechselprozess des Pferdes. Dort, wo Zink im Körper fehlt, setzen sich vermehrt schädliche Schwermetalle ab und sorgen für eine Stoffwechsel- und Wachstumsstörung. Besonders Jungpferde und trächtige Stute haben einen erhöhten Zinkbedarf, der unbedingt ausgeglichen werden sollte. Ein Zinkmangel äußerst sich zunächst meist durch Haut-, Haar- und Hufprobleme.

- Selen

Selen schützt die Zellmembranen des Pferdes und kommt vor allem in den Zähnen und Knochen vor. Es ist essentiell für ein intaktes Immunsystem und das Wohlergehen des Pferdes. Aber Vorsicht: Auch eine Überversorgung mit diesem Element kann zu erheblichen Problemen führen: Haarausfall, Blindheit oder auch Vergiftungssymptome können die Folge sein.

- Magnesium

Besonders Pferde, die durch Turniere, Training, Zucht oder Wachstum erhöhte Leistung bringen müssen, benötigen eine deutlich erhöhte Menge an Magnesium. Auch physischer oder psychischer Stress durch Umstellen in einen neuen Stall, neuen Nachbarpferden etc. tragen zu diesem überproportionalen Bedarf bei. Da Magnesium vor allem über den Schweiß abgegeben wird, sollte auch im Sommer auf eine ausreichende Zugabe geachtet werden. Magnesiummangel äußert sich meist durch erhöhte Nervosität, Schreckhaftigkeit und Muskelstoffwechselproblemen.

- Eisen 

Eisen dient in erster Linie als Bindeglied zwischen Sauerstoff und Hämoglobin in den roten Blutkörperchen. Ein Mangel äußert sich dementsprechend in Blutarmut, Leistungsabfall und einem erhöhten Risiko für Infektionen.

- Kupfer

Kupfer wird zur Bildung der roten Blutkörperchen gebildet und spielt eine entscheidende Rolle im Knochengerüst. Deshalb sollten vor allem trächtige Stuten und Jungpferde regelmäßig auf einen eventuellen Kupfermangel hin untersucht werden.

- Mangan

Ein weiteres essentielles Spurenelement in der Ausbildung eines gesunden Knochengerüsts ist Mangan. Es wirkt einer Übersäuerung des Körpers entgegen und trägt maßgeblich zum Muskel- und Energiestoffwechsel bei. Eine Mangelerscheinung äußert sich vor allem durch Probleme im Bewegungsapparat.

- Vitamin A

Vitamin A spielt vor allem eine wichtige Rolle in Bezug auf die Sehkraft, Haut und Schleimhäute. Dieses Vitamin kommt im natürlichen Futter nicht vor, wird also erst im Dünndarm durch Beta-Karotin gebildet. Beta-Karotin wiederum lässt sich vor allem in grünen Pflanzen, Karotten und Rote Beete finden. Eine Überdosierung ist auf Grund der Selbstbildung durch den Organismus nicht möglich.

- Vitamin B

Dieses Vitamin zählt zu den wasserlöslichen Vitaminen und ist wichtiger Teil eines gut funktionierenden Stoffwechsels.

- Vitamin C

Wie beim Menschen auch wird Vitamin C zum Aufbau eines intakten Immunsystems benötigt und regt die Abwehrreaktion des Körpers gegen Viren und Bakterien an.

- Vitamin E

Vitamin E ist vor allem im Aufbau einer gesunden Gewebestruktur unverzichtbar. Da es sich vor allem im frischen Heu befindet, sollte über die Wintermonate ein zusätzliches Vitaminpräparat gefüttert werden.

 

IV. Ausgewogene Ernährung macht´s

Eine ausgewogene Ernährung in der Pferdehaltung ist das A&O. Die Auswahl eines guten Futters erspart in den meisten Fällen eine Fütterung durch zusätzliche Substanzen. Eine gute Pferdefütterung steht und fällt mit der Güteklasse des Heus und der Haltung auf gut wachsenden Wiesen. Je nach Bodenbeschaffenheit finden die Pferde hier alles, was sie brauchen und noch dazu durch eine naturnahe Futteraufnahme. Futtermittel sollten niemals nach dem persönlichen Befinden im Sinne von "Das Müsli riecht ja gut" ausgesucht, sondern immer den Bedürfnissen des Pferdes angepasst werden.